Für Winston Churchill waren sie „the good companions“. John Lennon hat sie in Tomatenketchup ertränkt, während Michael Jackson sie mit Erbsenmus bevorzugte. Worum es geht? Natürlich um Fish and Chips.

Bei einem Besuch in London ist dieses Gericht Pflicht. Ob klassisch in der Papiertüte oder angerichtet auf dem Teller hat sich dieses Gericht inzwischen zum inoffiziellen Nationalgericht des Vereinigten Königreiches entwickelt.

 

Was genau sind Fish and Chips?

Fish and Chips sind ein an sich simples Gericht. Ein in Backteig frittiertes Fischfilet und dicke, frittierte Kartoffelstäbchen, mehr braucht es nicht. Dennoch werden manchmal einige Beilagen gereicht, zum Beispiel mushy pies, Erbsenmus, oder eingelegte Zwiebeln. Auch gherkins, Essiggurken, oder baked beans, in Tomatensauce eingekochte Bohnen, können Fish and Chips ergänzen.

Als Fisch eignen sich alle Arten mit weißem Fleisch, wie zum Beispiel Schellfisch, Seelachs oder Scholle. Traditionell wird aber der Kabeljau verwendet. In einigen Restaurants können die Kunden zwischen verschiedenen Sorten wählen.

Die Chips sind als britische Version der Pommes frites dicker als diese und eher weich als knusprig. Gegessen werden sie entweder in Süd- und Mittelengland sowie Westschottland mit Salz und Malzessig, salt’n’vinegar, oder in Nordengland und Ostschottland mit Salz und Brown sauce als salt’n’sauce.

 

Die Ursprünge der Fish and Chips

Wann genau das klassische Gericht entwickelt wurde, kann heute nicht mehr gesagt werden. Vermutlich gelangte es auf verschiedenen Wegen auf die Insel. Auch bis beide Bestandteile des Gerichts tatsächlich gemeinsam serviert wurden, verging ein wenig Zeit.

Im 17. Jahrhundert brachte Sir Walter Raleigh die Kartoffel nach England. Allerdings wird vermutet, dass die Zubereitung als Chips aus Frankreich oder Belgien stammt. Kurioserweise heißt es, dass die Chips zuerst als Ersatz für Fisch verwendet wurden: Froren die Flüsse zu, sodass kein Fisch gefangen werden konnte, schnitzen die Hausfrauen aus den Kartoffeln Fische und frittierten sie als Ersatz. So will es zumindest die Legende. In jedem Fall waren Chips ein günstiges Hauptnahrungsmittel im industriellen Norden.

Ungefähr zur selben Zeit brachten jüdische Flüchtlinge aus Portugal und Spanien den frittierten Fisch nach England. Er kam zuerst im East End von London auf, und sogar Charles Dickens erwähnt ihn 1839 in seinem Buch „Oliver Twist“, als er von ein „fried fish warehouse“ erwähnt.

Wo das erste Mal Fish and Chips serviert wurden, ist bis heute Gegenstand von hitzigen Diskussionen: Einige sind überzeugt, dass John Lee in Lancashire begann, Fish and Chips am Mossley market zu verkaufen. Andere sind überzeugt, dass der jüdische Immigrant Joseph Malin um 1860 begann, Fish and Chips in East London an den Mann zu bringen. Tatsächlich soll es in London bereits vor Malin erste Fish-and-Chips-Läden gegeben haben.

fish and chips

 

Der Siegeszug

Aber egal, wo die Anfänge liegen:  Dieses neue Gericht verbreitete sich rasant, und Fish and Chips waren ein schmackhafter Bestandteil der langweiligen Kost der Arbeiterklasse. Die Eisenbahn ermöglichte es, über Nacht frischen Fisch bis in die Hauptstadt zu bringen. Und selbst während beider Weltkriege leistete das Nationalgericht einiges: In und während des ersten Weltkrieges ermöglichte es dieses günstige und nahrhafte Essen, den schlimmsten Hunger zu bekämpfen und trug so zur politischen und sozialen Stabilität des Landes bei. Im zweiten Weltkrieg wurde trotz aller Einsparungen nie bei Fish und Chips gespart, und selbst die kämpfenden Truppen und auf das Land evakuierte Bürger wurden damit ernährt.

Der Zuwachs an Kebab-Ständen und Curry-Restaurants ließ im 20. Jahrhundert die Popularität von Fish and Chips etwas sinken. Vertreiben lässt sich dieses Essen freilich nicht, und inzwischen haben sich Fish and Chips nicht nur zu einem Gericht in angesehenen Restaurants gemausert, sondern werden auch außerhalb des Vereinigten Königsreichs verkauft. In Barga, einem kleinen Städtchen der Toskana, gibt es sogar jährlich das Fest „La Sagra Del Pesce e Patate“ – Das Festival von Fish and Chips.